- GENTEST ZUR BESTIMMUNG DER MEDIKAMENTENDOSIS - Prof. Dr. Julia Kirchheiner vom Institut für Naturheilkunde und Klinische Pharmakologie des Universitätsklinikums Ulm spricht mit Projekt Zukunft über PERSONALISIERTE MEDIZIN. Hierbei werden die Wirkstoffe und deren Dosierung auf die Patienten individuell abgestimmt - auf Basis genetischer Untersuchungen. DW-TV: Sie beschäftigen sich seit vielen Jahren mit der personalisierten Medizin. Bedeutet das nun, dass jeder erstmal seine Gene untersuchen lassen muss, um die richtigen Medikamente in der richtigen Dosis zu bekommen? Würden Sie ihre Gene offenlegen? Julia Kirchheiner: Ich schon, aber es bedeutet nicht, dass jeder das vorher machen muss. In der Regel ist dies für bestimmte Arzneitherapien wichtig: wenn Patienten Medikamente kriegen, bei denen man schlecht messen kann, ob sie nun wirken. Oder Arzneien, die zur Vorbeugung eingenommen werden, oder bei Krebsbehandlungen, wo man einfach schlecht messen kann, ob die Medikamente ausreichend wirksam sind. Das sind die möglichen Situationen. DW-TV: Und welche Felder sind das ganz gezielt? Julia Kirchheiner: Es sind Therapien, die länger dauern - Langzeittherapien. Keiner wird einen Gentest machen, bevor er eine Kopfschmerztablette einnimmt. Und es sind Arzneitherapien, wo man die Wirkung schlecht messen kann. Beispielsweise bei der Blutdrucktherapie, da kann ich den Blutdruck messen, aber ob ich wieder einen Herzinfarkt bekomme, das ist schon schwieriger vorherzusagen und zu messen. DW-TV: In einem relativ schlichten Sinne haben die Ärzte - zumindest die guten Ärzte - immer schon eine personalisierte Medizin betrieben. Man hat geguckt, wie groß ist der Patient, wie schwer ist er, wie lebt er eigentlich? Wird möglicherweise die Pharmakogenetik den Blick eher auf die Gene des Menschen verschieben? Julia Kirchheiner: Der Blick sollte nicht weggelenkt werden von der individualisierten Medizin, wie sie erfahrene Ärzte sowieso schon praktizieren. Der Ansatz soll nur zusätzlic...