Sie feierten es ausgiebig, die Bürger von Eschwege, als am 9. November 1989 das DDR-Regime aufgab und die Mauer fiel. Der Todesstreifen offen. Hunderte Trabis schlängelten sich durch die Altstadt von Eschwege. Auf einmal war das Städtchen nicht mehr das verschlafene Nest im "Zonenrandgebiet", sondern lag plötzlich mitten im neuen Deutschland. Seine Bürger träumten von Industrie und Handel ? kurz: von "blühenden Landschaften". Und heute zwanzig Jahre nach der Vereinigung ist nicht mehr viel von der damaligen Euphorie zu sehen. Eschwege wurde die "Zonenförderung" gestrichen. Viele Betriebe zog es deshalb in die neuen Bundesländer, weil sie dort die neuen Fördermittel der Einheit kassieren konnten. Andere wiederum gingen ins Ausland. Tausende Arbeitsplätze waren verloren. Heute existiert keine nennenswerte Industrie mehr in Eschwege. Die Bevölkerungszahl ist allein in den letzten zehn Jahren um 10% gesunken. Deshalb wird hier, wie in der ehemaligen DDR schon lange üblich, "Rückbau" betrieben. Das heißt: Häuser werden abgerissen, weil man sie nicht mehr braucht. defacto unterwegs im ehemaligen "Zonenrandgebiet".