Im schwäbischen Riedlingen schwanden mit der Industrie auch die Arbeitsplätze. Die Folge: Die jungen Menschen gingen weg, die Alten blieben allein zurück. 'Wer kümmert sich um uns, wenn wir alt sind?' war bei vielen die bange Frage. Josef Martin hatte die Antwort: Wir kümmern uns um uns selbst. Und gründete 1990 die Seniorengenossenschaft, in der inzwischen fast 700 Personen, jeder zweite über 60jährige in Riedlingen Mitglied ist.Das Prinzip: Wer noch rüstig ist, hilft denen, die nicht mehr allein klar kommen. Essen ausfahren, Hilfe im Haus, einkaufen, Begleitung bei Arztbesuchen und viele andere Tätigkeiten gehören dazu. Für jede geleistete Stunde bekommt ein Helfer 'Pflegepunkte' gutgeschrieben, die im Falle der eigenen Hilfsbedürftigkeit eingelöst werden können. Wer möchte, kann sich auch den Stundenlohn von 6,80 Euro auszahlen lassen. Die Helfer können sich jederzeit entscheiden zwischen Zeit- oder Geldgutschrift. Fast 700 Rentnerinnen und Rentner sorgen in Riedlingen auf diese Weise für ihr eigenes Alter vor. Ein erfolgreiches Modell, für das sich mittlerweile auch Familienministerin Kristina Schröder und japanische Wissenschaftler interessieren.