Zum Thema "Stunde Null - Neustart für die DDR-Wirtschaft" sprechen wir mit Joachim Ragnitz vom Ifo-Institut Dresden. DW-TV: Joachim Ragnitz ist jetzt bei mir vom ifo-Institut für Wirtschaftsforschung in Dresden. Herzlich willkommen, schön, dass Sie da sind. Herr Ragnitz, Sie waren damals im Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in Wiesbaden. Was ist Ihnen damals eigentlich durch den Kopf gegangen als klar war, die DDR bekommt die D-Mark? Joachim Ragnitz: Wir waren damals erschreckt, um es mal so deutlich zu sagen. Weil wir gesagt haben, das ist aus ökonomischer Sicht eigentlich ein großer Fehler, was man da macht. Das wird dazu führen, dass der Zusammenbruch der DDR sich noch beschleunigen wird, weil der Umtauschkurs falsch gewählt wurde. (Der Umtauschkurs wurde auf 1:1 festgelegt. Anm. d. Red.) Tatsächlich ist es dann ja auch so gekommen. Im Verlaufe des Jahres 1990 ist ja die DDR ökonomisch weitgehend weggefegt worden. DW-TV: Hätte man denn eine Alternative gehabt in Ihren Augen? Joachim Ragnitz: Nun, rein aus ökonomischer Sicht sicherlich. Da hätte man sagen können: Wir verschieben diese Währungsunion und versuchen einen schrittweisen Übergang hinzukriegen. Allerdings ist die rein ökonomische Perspektive zu kurz gegriffen. Eigentlich muss man auch sehen, dass die Währungsunion letzten Endes die erste Stufe der deutschen Einheit war. Die deutsche Einheit - drei Monate später wurde sie ja vollzogen - die wäre ohne diesen Vorläufer der Währungsunion so überhaupt nicht gekommen. DW-TV: Mit anderen Worten: wir hatten keine Alternative? Joachim Ragnitz: Aus politischer Sicht nein, aus wirtschaftlicher Sicht ja. Aber das ist nun mal Schnee von gestern. DW-TV: Wir haben eine Grafik vorbereitet, wie sich das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf entwickelt hat auf beiden Seiten. Seit 1991, das sieht man, hat sich Ost- und Westdeutschland ein Stückchen angenähert. Doch seitdem, bis 2009 haben wir zwei Parallelwelten. Und das, obwohl man 20...