Gerhard Bosch ist Professor für Soziologie an der Universität Duisburg-Essen und Geschäftsführender Direktor des Instituts für Arbeit und Qualifikation. Mit MADE IN GERMANY spricht er über die wirtschaftliche Situation in Europa.DW-TV: Arbeitsmarktexperte Gerhard Bosch ist bei uns zu Gast im Studio. Herzlich Willkommen, Herr Bosch. Herr Bosch, wir haben es gerade im Beitrag gesehen, es ist ganz einfach, den richtigen Stecker zu finden und schon läuft es wieder. Gerhard Bosch: Ja, man muss ein gutes Produkt haben. Sonst gibt es keine Nachfrage und man muss sehr innovativ sein. Weil man große Konkurrenz auf dem Weltmarkt hat und das Unternehmen hat es offensichtlich. DW-TV: So richtig hat man aber in Deutschland und Europa den Stecker für die Wirtschaft nicht gefunden. Auch wenn man ein kleines bisschen Hoffnung schöpfen kann. Gemessen am Referenzjahr 2005 sehen wir hier den Auftragseingang in der deutschen Industrie: Im Zug der Wirtschaftskrise gehen da die Zahlen, die Aufträge, im Herbst 2008 deutlich zurück. Im Januar sehen wir einen ganz leichten Anstieg. Ist das denn schon von Dauer oder wackelt das noch? Gerhard Bosch: Das wackelt massiv. Wir sind noch lange nicht auf dem Niveau von 2008. Wir haben einen Rückgang des Bruttosozialprodukts im letzten Jahr von 5 Prozent. Dieses Jahr vielleicht ein Wachstum von 2 Prozent. Das heißt, wir sind noch lange nicht auf dem alten Niveau und es gibt auch gute Gründe dafür. Der Aufschwung in Europa ist noch sehr schwach. Aus den anderen Ländern kommt wenig Nachfrage. In Deutschland wird die Nachfrage davon getrieben, dass die Lager abgebaut sind, die sind leer. Wenn die Unternehmen weiter produzieren wollen, dann müssen sie jetzt kräftig nachkaufen. Und es gibt den Hoffnungsschimmer Ost-Asien. Dort wächst die Wirtschaft ganz kräftig. DW-TV: Das heißt, wir bräuchten in Europa hier oder da ein neues Konjunkturprogramm. Kann das sein? Gerhard Bosch: Ja, das diskutieren die Ökonomen. Die Politik dagegen diskutiert das nicht. ...